Pressemitteilung der Odenwaldbahn-Initiative vom 28.09.24
Zahlreiche Ausfälle trotz RMV-Notfahrplan
Odenwaldbahn-Initiative sieht RMV überfordert und kritisiert ignorante Politik
Dank an Vias-Fahrpersonal
DARMSTADT-DIEBURG, KREIS OFFENBACH, ODENWALDKREIS, STADT HANAU, 28.09.24
Am 27.09.24 hat die Vias GmbH in Abstimmung mit ihrem Auftraggeber RMV die Verlängerung des Notfahrplans angekündigt. Dem RMV-Bereichsleiter Tobias Herr, der auf der Vias-Website von einem stabilen Fahrplan mit möglichst wenig kurzfristigen Ausfällen spricht, empfiehlt die 1979 gegründete Odenwaldbahn-Initiative ein Abo des RMV-eigenen Twitterkanals @rmvinfo . In diesem sind für den Zeitraum 21.09.24 30.09.24 insgesamt 64 Fahrtausfälle dokumentiert.
Aus Sicht der Odenwaldbahn-Initiative ist der RMV offensichtlich mit dem Management der Personalknappheit überfordert. Bedauerlich ist, dass die Aufgabenträger, also die Anliegerkreise und kreisfreien Städte sowie das Land Hessen, den RMV gewähren und damit die Fahrgäste an den morgens zunehmend kühleren Bahnsteigen stehenlassen.
Besonders betroffen ist wie schon früher der Hanauer Streckenast, wo die Grundbedienung mit Regionalbahnen ausfällt. Dann fährt in einer Richtung zwei Stunden lang kein Zug in Klein-Auheim, Langstadt, Klein-Umstadt, in Zellhausen teils sogar vier Stunden lang. Die als Ersatz angepriesenen Busse können die Bahnstationen nicht überall anfahren, sind deutlich länger unterwegs als die ausfallenden Züge und erreichen die im Takt fahrenden Anschlusszüge und -busse in Wiebelsbach, Groß-Umstadt, Babenhausen und Hanau nicht. Die Reisekette Odenwaldkreis Hanau wird so nachhaltig gestört, während die Politik fleißig an einer noch breiteren B 45 plant.
Der RMV hält also nachweislich seine Versprechen nicht, und die Politik schaut tatenlos zu. Der RMV ist der Besteller des Schienenpersonennahverkehrs in Südhessen und plant, finanziert und kontrolliert diesen für die politisch verantwortlichen Landkreise, kreisfreien Städte und das Land Hessen. Nach dem vom RMV mit verantworteten Wasserstoff-Desaster im Taunus ist südlich des Mains die Odenwaldbahn am stärksten vom offenkundigen Organisationsversagen des RMV betroffen. Der RMV-Geschäftsführer selbst konstatiert am 24.06.24 in der FAZ online einen "Notstand im Nahverkehr", er ist seit 2008 im Amt, sein Vertrag wurde mit Zustimmung des RMV-Aufsichtsrates, in dem die vorgenannten Gebietskörperschaften und das Land vertreten sind, erst jüngst verlängert.
Ab Oktober steigt jahreszeitbedingt die Nachfrage, die Urlaubszeit ist vorbei. Durch die laufende Riedbahn-Sperrung seit 15.07.24 bis Jahresende kommt eine deutlich stärkere Nachfrage zwischen Darmstadt Ost und Frankfurt hinzu, da Darmstädter Fahrgäste am dortigen Hauptbahnhof noch vollere Züge vorfinden. RMV und Politik ist das offensichtlich gleichgültig, nur wird nach Abschaffung der 10-Minuten-Garantie jetzt der volle Fahrpreis kassiert, auch wenn die Züge zu kurz, verspätet oder beides sind oder kurzfristig ausfallen. RMV und Politik freut womöglich der reduzierte Fahrplan, da die von der Bundesregierung bereitgestellten Regionalisierungsmittel vermutlich bei 100-%-iger Vertragserfüllung im gesamten Verbundgebiet gar nicht ausreichen würden (Das Land Schleswig-Holstein reduziert daher ab 2025 den Zugfahrplan.). Teuer wird es für die Fahrgäste, denen Arbeitszeit und Freizeit verlorengeht und die für andere Reisealternativen zusätzlich in die Geldbörse greifen müssen.
Dem Fahrpersonal der Vias Rail sowie deren Disponenten dankt die Odenwaldbahn-Initiative ausdrücklich: Ohne deren Engagement zu kurzfristigen Dienstplanänderungen und Überstunden wären die Ausfälle noch größer.
Die politische Verantwortung sieht die Odenwaldbahn-Initiative sowohl bei den ÖPNV-Dezernenten der Anlieger-Landkreise und Großstädte Darmstadt, Offenbach, Hanau sowie besonders beim Land Hessen. Das hat sich bereits 1995 mit dem ÖPNV-Gesetz der vom Bund übertragenen Verpflichtung für einen guten Eisenbahnverkehr entledigt und den Schwarzen Peter an die Gebietskörperschaften weitergeschoben - die finanziell unzureichend ausgestattet sind. Wie die Politik aller Farben und Ebenen mit dieser Organisation die bis 2030 versprochene Verdoppelung der Fahrgastzahlen (im Vergleich zu 2019; ein Ziel der damaligen unionsgeführten Bundesregierung, das die Ampelregierung auf CDU-Anfrage bestätigt hat) erreichen will, ist der Initiative schleierhaft. Zumal die Bahnsteige nicht doppelt so lang werden sollen und der RMV bisher eine Verlängerung auch im Odenwaldkreis generell verweigert, während das Land Baden-Württemberg nun auch die Bahnsteige in Eberbach modernisieren will.
Auszug von der Vias-Internetseite ( https://www.vias-online.de/2024/09/27/bewaehrtes-fahrplankonzept-im-odenwald-netz-bleibt-bis-31-oktober-bestehen-weiter-fuer-stabilitaet-und-gegen-kurzfristige-ausfaelle/ )
Das Ziel eines stabilen Fahrplans mit möglichst wenigen kurzfristige Ausfällen haben wir erreicht, sagt Tobias Herr, Bereichsleiter Netzmanagement und Qualität. So wollen wir auch in den Herbst starten. Um das Risiko von Einschränkungen für die Mobilität in der Odenwald-Region aus heiterem Himmel gering zu halten, hat man sich in Absprache mit den Aufgabenträgern zur Fortführung des zuletzt bewährten Konzepts entschlossen, sagt Tobias Herr.
Ausfälle gemäß RMV-eigenen Twitterkanal @rmvinfo vom 21.09.24 bis 30.09.24.
30.09.24, 01 Schicht Ausfall, 04 Fahrten, RE Erbach Darmstadt und retour.
27.09.24: 02 Schichten Ausfall. 14 Fahrten, u. a. RE Erbach Darmstadt und retour sowie 07 Fahrten auf dem Hanauer Streckenast sowie der Schülerzug für die Albert-Einstein-Schüler aus Ober-Ramstadt.
26.09.24, 02 Schichten Ausfall. 16 Fahrten, u. a. RE Erbach Darmstadt und retour sowie 10 Fahrten auf dem Hanauer Streckenast.
25.09.24, 01 Schicht Ausfall, 10 Fahrten, alle auf dem Hanauer Streckenast.
24.09.24, 01 Schicht Ausfall, 06 Fahrten, RE Erbach Darmstadt und retour.
23.09.24, 01 Schicht Ausfall, 06 Fahrten, RE Erbach Darmstadt und retour.
21.09.24, 01 Schicht Ausfall, 08 Fahrten, alle auf dem Hanauer Streckenast.
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