Pressemitteilung der Odenwaldbahn-Initiative vom 03.06.18
Schiene sichert regelmäßige staufreie
Direktverbindung nach Darmstadt und Frankfurt
Sammelbusse, Straßenbahn und Pendlerparkhaus sind Ende des umstiegsfreien
Taktverkehrs
Info-Abend der "Odenwaldbahn-Initiative" mit 25 Teilnehmern und 3
Landtagskandidaten
GROSS-BIEBERAU / GERSPRENZTAL, 03.06.18
Nur mit der Schiene kann Groß-Bieberau regelmäßige Direktverbindungen nach Darmstadt behalten und zusätzlich umsteigefrei in weniger als einer Stunde mit Frankfurt verbunden werden. Die von der Dadina verfolgten Planungen zu Sammelbussen, Straßenbahn nach Groß-Zimmern sowie Pendlerparkhaus B 26 hingegen sind das Ende des umstiegsfreien Taktverkehrs zwischen Groß-Bieberau und Darmstadt. Dies zeigte der gut besuchte Info-Abend der "Initiative zur Förderung und Erhaltung der Odenwaldbahn und ihrer Anschlussstrecken" am 30. Mai in Groß-Bieberau. Die "Odenwaldbahn-Initiative" setzt sich daher für den Erhalt der Trasse und ein unabhängiges Gutachten für eine Wiederinbetriebnahme der stillgelegten Strecke für den Personenverkehr ein, von dem auch das Gersprenz- und Fischbachtal Vorteile hätten durch Vermeidung des Reinheimer Straßenstaus. Der Abend wurde von Frank Ludwig Diehl (Langstadt) moderiert.
Beim ersten Info-Abend der "Odenwaldbahn-Initiative" berichtete zu Beginn Dr. Tilmann Wittig über den Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert. Damals kämpften zukunftsorientierte Menschen aus dem ganzen Odenwald, die sich auch in Groß-Bieberau trafen, für den Bahnanschluss. In einem Buch zum "Landbahnhof Zeilhard" hat sich Dr. Wittig intensiv mit der Bahnbaugeschichte beschäftigt und erklärte, dass die vom Straßenverkehr unabhängige Trasse zwischen Groß-Bieberau und Reinheim auch im 21. Jahrhundert ein großer Standortvorteil ist.
Für den Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Odenwaldkreis zeigte Harald Hoppe auf, dass die Klimaziele von Bundesregierung und Landkreis nur mit einer deutlichen Verlagerung des Personen- und Güterverkehrs auf die Schiene erreichbar sind. Während die Sektoren Industrie, Stromerzeugung und Privathaushalte den Kohlendioxidausstoss reduziert haben, steigt er auch im Landkreis stetig an. Lokal muss daher der Schienenverkehr ausgebaut werden.
Die Perspektiven des Öffentlichen
Personennahverkehrs (ÖPNV) ohne Eisenbahn zeigte Uwe Schuchmann auf, unter
Bezugnahme auf die öffentlich einsehbaren Dadina-Planungen.
Die von der Dadina im Dezember 2016 beschlossenen
Sammelbuslinien lassen an Wochentagen nur 5 der bisher 29 Direktfahrten
zwischen Groß-Bieberau Stadtmitte und Darmstadt
übrig; Mo-Fr ab 9 Uhr sowie ganztags am Wochenende sehen die Dadina-Pläne beim Bessunger
Forsthaus (Roßdorf) einen Zwangsumstieg zwischen dem Groß-Bieberau
bedienenden Zubringerbus binnen 2 Minuten in den aus Reinheim
oder Groß-Zimmern nahezu vollbesetzt ankommenden Sammelbus vor. Ein Umstieg in
nur 2 Minuten ist fragwürdig, da im Jahr 2014 nur Pünktlichkeitsquoten von 64 %
erreicht wurden. Der Umstiegszwang zwischen
Zubringerbus und Sammelbus macht den ÖPNV unattraktiver.
Die Dadina-Straßenbahnplanung aus 2014 sieht gar
keine Direktbusse mehr aus Groß-Bieberau (sowie Reinheim und weiteren Ostkreis-Orten) nach Darmstadt mehr
vor. Vielmehr müssten die ÖPNV-Nutzer aus Groß-Bieberau
bei Roßdorf in die Straßenbahn umsteigen.
Mit ähnlichem Umsteigezwang ist beim beabsichtigten "Pendlerparkhaus B
26", von der Politik auch "Mobilitätspunkt" zu rechnen, da nur
so die für einen finanzielle Förderung erwünschte Nutzerzahl erreicht wird.
Mit der Eisenbahn im Personenverkehr gibt
es diese Zukunftsperspektive:
Direkte "Flügelzüge" im Stundentakt zwischen Groß-Bieberau,
Darmstadt und Frankfurt, wobei der Bieberauer Zugteil
in Reinheim an die Odenwaldzüge an- bzw. von diesen
abgehängt wird; hierbei wird das An- und Abhängen lediglich aus Wiebelsbach nach Reinheim
verlegt. Die Reisezeit aus dem Odenwaldkreis nach Darmstadt und Frankfurt
bleibt unverändert, die aus Reinheim verkürzt sich
sogar um wenige Minuten. Der Reinheimer Bahnhof muss
hierfür signaltechnisch umgerüstet werden.
Da den Bieberauern zum Zustieg ein eigener Zugteil
zur Verfügung stünde, beinhaltet das morgens eine Sitzplatzgarantie und einen
erheblichen Komfortsprung im Vergleich zum heutigen Umstieg zwischen Bus und
Zug in Reinheim, der durch Staus oft gefährdet ist.
Mit Direktverbindungen mit weniger als einer Stunde Fahrzeit steigt die
Attraktivität Groß-Bieberaus als Wohnstandort
deutlich.
Zusätzliche Fahrzeuge sind für die "Flügelzüge" nicht erforderlich
und kein Fahrgast zwischen Reinheim und Eberbach muss
auf seinen Sitzplatz verzichten.
In Kombination mit der Ortsumfahrung kann in Groß-Bieberau
ein kleiner Park-and-Ride-Platz sowie eine Umsteigemöglichkeit zwischen Zug und
Bus entstehen. Die Busse aus dem Gersprenz- und Fischbachtal können
fahrplanmäßig auf die Züge abgestimmt werden und unverändert die
Direktverbindung zu Zielen herstellen, die auf der Schiene nicht erreichbar
sind. Eine vergleichbare Arbeitsteilung ist Praxis in Reinheim,
Ober-Ramstadt, Dieburg und ist vorgesehen auch bei der Lumdatalbahn
zwischen Londorf und Gießen.
Der Dadina-Fahrgastbeirat hat am 06.12.17 einstimmig
den Dadina-Vorstand aufgefordert, ein unabhängiges
Gutachten zu vergeben, um unter Berücksichtigung aller Aspekte entscheiden zu
können.
Die anwesenden Landtagskandidaten Catrin Geier (SPD), Sebastian Stöveken (Grüne) und Tim Dreyer (Linke) folgten den Ausführungen aufmerksam. (Die Kandidaten von CDU und FDP waren ebenfalls persönlich eingeladen worden.) Aus dem Publikum gab es zahlreiche Anmerkungen und Hinweise. Der Vorschlag "Flügelzüge" wurde im Vergleich mit anderen Bahnkonzepten aus dem RMV-Gebiet für technisch umsetzbar gehalten. Die "Odenwaldbahn-Initative" wird nach den Sommerferien 2018 einen weiteren Info-Abend durchführen, der terminlich auch eine Teilnahme aller Stadtverordneten ermöglichen soll.
Link zur Präsentation:
http://www.odenwaldbahn.de/180530-bieberau-initiative-web.pdf
( http://tinyurl.com/180603odwpm )