Pressemitteilung der Odenwaldbahn-Initiative vom 01.09.21

Lokales Handeln im Wahlkreis:
Odenwaldbahn-Initiative erläutert Bundestagskandidaten vor Ort, wo die Schiene wie ausgebaut werden muss: Gersprenztalbahn reaktivieren, Stadt-Land-Bahn ernsthaft prüfen

WAHLKREISE 186 (Darmstadt) / 187 (Odenwald), 01.09.21

Bei drei Ortsterminen in Darmstadt und Groß-Bieberau hat die Odenwaldbahn-Initiative vielen Bundestagskandidaten der Wahlkreise 186 (Darmstadt) und 187 (Odenwald) wesentliche Ziele des Regionalen Schienenbündnisses Darmstadt-Dieburg erläutert. Auch wenn die Aufgabenträgerschaft teils beim Land, der Stadt und den Kreisen liegt, kommt es jedoch auf den lokalen Einsatz vor Ort an, und sei es nur, um die Akteure aller Ebenen zusammenzubringen.

Am Darmstädter Friedensplatz machten Bernd Rohrmann und Uwe Schuchmann deutlich, wieso eine normalspurige Schienenanbindung der Innenstadt mit einer Stadt-Land-Bahn nach den Vorbildern in Chemnitz, Karlsruhe, Saarbrücken, Kassel, Bad Wildbad und Heilbronn (in die letzten drei führten 2016, 2019, 2020 Exkursionen, an denen jedoch keine Vertreter von Dadina bzw. CDU, SPD, Grünen teilnahmen) besser ist als eine meterspurige Straßenbahnstrecke nach Groß-Zimmern: Die Straßenbahn-Planung kappt alle bisherigen Buslinien aus dem Ostkreis an einer Straßenbahnhaltestelle im Kreis, umsteigefreie Verbindungen gibt es nur noch für Roßdorf und Groß-Zimmern. Statt heute 25 Bussen sollen nur 8 Straßenbahnen zwischen 7 und 8 Uhr morgens fahren und die Tram ist ab dem ersten Betriebstag an der Kapazitätsgrenze. Auch Fahrgäste, die gar nicht in die Innenstadt wollen, müssen sie nutzen, um durchzufahren oder umzusteigen, und belegen wertvolle Kapazitäten, die für Darmstadts innerstädtischen Verkehr besser genutzt wären. Weil auf der Straßenbahn keine schweren Güter transportierte werden können, fahren am Friedensplatz weiter Lkws vorbei, statt bereits im Umland auf die Eisenbahn geladen zu werden. Die vom Regionalen Schienenbündnis gewünschte Stadt-Land-Bahn fährt zwischen Groß-Zimmern und Darmstadt Ost auf der wiederaufgebauten Eisenbahnstrecke, die auch Güterverkehr z. B. zu Autoneum Gundernhausen und Roßdörfer Steinbruch ermöglicht und Container-Umladestationen im Kreis. Regionalbahnen können nach Vorbild der Odenwaldbahn auch von Groß-Zimmern via Darmstadt Ost und Nord nach Frankfurt fahren, entlasten den innerstädtischen Verkehr und Darmstadts Osten und Norden noch häufiger mit Frankfurt verbinden. Städtebaulich kann die Stadt-Land-Bahn-Haltestelle an dem hierfür umgebauten Podest am Friedensplatz entstehen. Auch in einer ersten, eingleisigen Ausbaustufe im Landkreis sind Regionalbahn und Stadt-Land-Bahn leistungsfähiger als die Straßenbahn. Zwischen Ostbahnhof und Innenstadt soll die Stadt-Land-Bahn zweigleisig sein. Sie hat eigene Haltstellen und schafft Platz für den innerstädtischen Verkehr, dennoch ist einer fernen Zukunft eine Weiterführung auf einem Drei-Schienen-Gleis bis zum Hauptbahnhof möglich, wie es schon 2001 im Darmstädter Echo vom Heag-Direktor Karl-Heinz Holub und Stadtrat Hans-Jürgen Braun vorgeschlagen wurde. Die Planungsgesellschaft Stradadi sollte sich daher mit diesen Vorschlägen befassen.

Am dem Welterbe Mathildenhöhe nächstgelegenen Darmstädter Ostbahnhof wurde den Kandidaten von Kurt-Michael Heß erläutert, dass eine stündliche Stadt-Land-Bahn-Linie vom Friedensplatz über die Odenwaldbahn nach Groß-Bieberau sich mit geringen Infrastrukturerweiterungen in den heutigen Fahrplan einpassen lässt. Der 2021 gefahrene Zugfahrplan hat noch kein Welterbe-Niveau, noch 2020 hat der Kreistag mit großer Mehrheit einen sofort möglichen stündlichen RE-Verkehr Darmstadt Hbf – Erbach abgelehnt. Mit der eingeführten Parkraumbewirtschaftung ist dies ebenso nötig wie ein stündlicher Verkehr nach Frankfurt. Die Anschluss-Buslinien im Landkreis müssen für die Krankenhausbeschäftigten u. a. im täglichen Halbstundentakt ab den Bahnhöfen in Ober-Ramstadt, Reinheim, Otzberg sowie im Odenwaldkreis fahren. Dort, wo die 2016 von der Dadina beschlossene und 2021 noch immer nicht vorhandene Busspur verlaufen soll, soll nach den bekannten Planungen die Straßenbahn gebaut werden. Doch wenn diese bereits voll besetzt aus dem Landkreis ankommt, wie sollen die Fahrgäste der Odenwaldbahn noch einsteigen können?

Während die DB die Bahnsteige inkl. Zugänge barrierefrei gemacht hat, ist keine der Bushaltestellen barrierefrei. Wettergeschützte Radabstellanlagen fehlen ebenso wie eine Wegleitung vom Welterbe zum Ostbahnhof. Positiv hervor hebt die Initiative das Welterbe-Shuttle mit perfekten Anschlüssen zur Odenwaldbahn.

In Groß-Bieberau erklärten Kurt-Michael Heß und Uwe Schuchmann die derzeitige Lage der Gersprenztalbahn. Diese wurde 2018 mit Zustimmung des Regierungspräsidiums stillgelegt, obwohl Minister Al-Wazir ebenfalls 2018 erklärte: „Jeder Meter Schiene hilft.“ Dort, wo die Brücken und Gleise liegen, ist die Strecke als Eisenbahnanlage gewidmet. Eine andere als die heutige Streckenführung im Groß-Bieberauer und Reinheimer Stadtgebiet ist nicht realistisch. Die bisher letzten Züge fuhren 2009 bzw. 2011; andere Strecken waren weit länger ohne Betrieb, die Pfungstadtbahn von 1955 bis 2011.

Eine vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen mit hoher Priorität empfohlene Reaktivierung für Güter- und/oder Personenverkehr ist möglich, z. B. durch Übernahme der Infrastruktur durch die Hessische Landesbahn oder eine Landesinfrastrukturgesellschaft – diese ist im Koalitionsvertrag erwähnt, jedoch bisher nicht gegründet. Die Odenwaldbahn-Initiative fordert die Bundestagskandidaten auf, sich beim Land für eine Übernahme und Reaktivierung einzusetzen. Eine Zustimmung der Stadt ist hierfür aufgrund der Widmung als Bahnstrecke nicht erforderlich; bei Straßenbau- und Flughafenprojekten wird die kommunale Ansicht zwar zur Kenntnis genommen, doch übergeordnete regionale Interessen wiegen stärker. Erfahrungsgemäß werden reaktivierte Bahnstrecken von den Fahrgästen deutlich besser angenommen als in Gutachten prognostiziert, und nach der Reaktivierung wird es auch in Groß-Bieberau niemanden mehr geben wollen, der anfangs dagegen war, wenn erst durchgehende Züge nach Darmstadt Lichtwiese, Nord und Frankfurt fahren – alles Ziele, die auch der künftige Expressbus nicht staufrei anfahren wird und kann.

Von den Medien dabei waren zeitweise die Frankfurter Rundschau, Offenbach-Post und vollständig Radio Darmstadt. Ein Radio-Bericht ist für Freitag (03.09.21) abends geplant.

Teilgenommen haben vor Ort (Nennung zuerst Damen, dann Herren, nach Vornamen):

Am Friedensplatz Darmstadt: Dr. Astrid Mannes (CDU), Daniela Wagner (Grüne), Julia von Buttlar (FDP), Marlene Wenzl (Linke), Andreas Larem (SPD), Maximilian Schuck (Volt für Kim Pfaff), Mitja Stachowiak (Klimaliste).

Am Ostbahnhof Darmstadt: Julia von Buttlar (FDP), Marlene Wenzl (Linke), Maximilian Schuck (Volt für Kim Pfaff), Firat Turgut-Wenzel (Linke), Mitja Stachowiak (Klimaliste); entschuldigt:  Dr. Astrid Mannes (CDU), Andreas Larem (SPD).

In Groß-Bieberau: Marlene Wenzl (Linke), Patricia Lips (CDU), Maximilian Schuck (Volt für Kim Pfaff), Georg Weber (SPD für Dr. Jens Zimmermann), Philip Krämer (Grüne), Mitja Stachowiak (Klimaliste).

 

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